Über den Trauerfall (6)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Günter Lamprecht, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Günter Lamprecht
07.10.2022 um 11:15 Uhr von RedaktionGünter Hans Lamprecht (* 21. Januar 1930 in Berlin; † 4. Oktober 2022 in Bonn-Bad Godesberg) war ein deutscher Schauspieler.
Leben
07.10.2022 um 11:15 Uhr von RedaktionLamprecht, der Sohn eines Taxifahrers, wurde nach einer abgebrochenen Dachdeckerlehre zunächst Orthopädiehandwerker. Während seiner Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel spielte er ab 1954 bereits kleinere Rollen unter Regisseuren wie Hans Lietzau und Erwin Piscator am Berliner Schillertheater. Sein erstes festes Theaterengagement folgte dann am Schauspielhaus Bochum, von wo aus er zum Theater Oberhausen wechselte, an dem er von 1959 bis 1961 engagiert war. Er spielte auf der Bühne Männer aus dem Volk, wie den Kowalski in Endstation Sehnsucht und den John in Gerhart Hauptmanns Die Ratten.
Erste Fernsehrollen hatte er vor allem in Inszenierungen von Theaterstücken, wie zum Beispiel 1968 neben Willy und Lucy Millowitsch in dem Schwank Der Meisterboxer. 1973 wirkte er in der ZDF-Serie Kara Ben Nemsi Effendi mit, 1975 spielte er die Hauptrolle in dem Zweiteiler Stellenweise Glatteis nach dem gleichnamigen Roman von Max von der Grün. 1977 stellte er in Peter Beauvais’ Drama Rückfälle einen Alkoholiker dar. 1979 besetzte ihn Rainer Werner Fassbinder in Die Ehe der Maria Braun und anschließend als Franz Biberkopf in der Verfilmung von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz. Mit dieser bedeutenden Rolle hatte er seinen Durchbruch, er wurde mit viel Kritikerlob und internationalen Auszeichnungen bedacht. Popularität erlangte er in den 1990er Jahren durch die Rolle des Berliner Tatort-Kommissars Franz Markowitz. Der Charakterdarsteller spielte auch in vielen kleineren Film- und Fernsehrollen, darunter Die große Flatter (1979), Das Boot (1981) und Comedian Harmonists (1997).
Lamprecht war zunächst mit der Schauspielerin Gisela Zülch verheiratet und später mit Claudia Amm befreundet, mit der er bis zu seinem Tod zusammen war. Am 1. November 1999 wurden Lamprecht und seine Lebensgefährtin von einem 16-Jährigen bei dessen Amoklauf in Bad Reichenhall angeschossen und schwer verletzt. Der Schauspieler beauftragte danach den Anwalt Rolf Bossi damit, die Eltern des Täters straf- und zivilrechtlich zu verklagen. Es kam jedoch nicht zu einer Anklageerhebung; über eventuelle Schadenersatzleistungen gibt es keine Informationen. Noch fünf Jahre nach der Tat klagte Lamprecht über Alpträume und schlaflose Nächte.
Seine Erlebnisse während des Nationalsozialismus und in den Nachkriegsjahren erzählte Lamprecht in dem Buch Und wehmütig bin ich immer noch. Eine Jugend in Berlin. 2007 erschien mit Ein höllisches Ding, das Leben der zweite Teil seiner Autobiografie. Der Titel ist ein Zitat aus Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz. In seiner Wahlheimat Schloss Rösberg bei Bornheim engagierte er sich ehrenamtlich für soziale und karitative Zwecke und für die Bewahrung der Umwelt. Seit dem Jahr 1994 war er Schirmherr des Künstlerprojekts „ASTRONAUTENKOST“ in Solingen. Er war politisch aktiv und unterstützte in Wahlkämpfen die SPD.
Lamprecht starb am 4. Oktober 2022 im Alter von 92 Jahren im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg.
Filmografie (Auswahl)
07.10.2022 um 11:13 Uhr von Redaktion1957: Besuch im Ruhrgebiet
1960: Brücke des Schicksals
1964: Hafenpolizei – Quarantäne
1966: Melissa (Durbridge-Mehrteiler)
1967: Das Kriminalmuseum – Das Amulett (TV-Serie)
1968: Der Meisterboxer (Aufzeichnung aus dem Millowitsch-Theater)
1969: Der Vetter Basilio (Fernsehzweiteiler)
1970: Tatort – Taxi nach Leipzig
1971: Hamburg Transit – Der Tod im Koffer (TV-Serie)
1972: Privatdetektiv Frank Kross – Der Offenbarungseid (TV-Serie)
1972: Van der Valk und das Mädchen
1973: Tatort – Kressin und die zwei Damen aus Jade
1973: Welt am Draht
1973: Hamburg Transit – Vorstrafen: eine
1974: Martha
1975: Das Messer im Rücken
1975: Tatort – Kurzschluß
1975: Stellenweise Glatteis
1976: Der Stumme
1976: Das Brot des Bäckers
1976: Die Ilse ist weg
1976: Weder Tag noch Stunde
1976: Gesucht wird... – Paul Leppla (TV-Serie)
1976: Inspektion Lauenstadt – Bauer Schlegel (TV-Serie)
1977: Rückfälle
1977: Tatort – Flieder für Jaczek
1978: Die Ehe der Maria Braun
1979: Die Schattengrenze
1979: Die große Flatter
1979: Das gefrorene Herz
1979: Tödlicher Ausgang
1980: Fabian
1980: Berlin Alexanderplatz
1981: Das Boot
1981: Tatort – Schattenboxen
1981: Das Traumschiff – Barbados
1982: Tatort – Das Mädchen auf der Treppe
1982: Flüchtige Bekanntschaften
1982: Die Komplizen
1982: Milo Barus, der stärkste Mann der Welt
1982: Der Besuch der alten Dame (Schweizer Fernsehen DRS)
1983: Is was, Kanzler?
1983: Liebe ist kein Argument
1984: Ein Mann namens Parvus
1984: Blutiger Schnee
1984: Der Alte – Brennweite 1000 (TV-Serie)
1984: Super
1985: Liebfrauen (ZDF)
1986: Rote Küsse (Rouge Baiser)
1986: Roncalli (6-teilige TV-Serie)
1986: Der Alte – Gigolo ist tot
1987: Gegen die Regel
1987: Christian Rother – Bankier für Preußen (7-teilige TV-Serie)
1989: Dort oben im Wald bei diesen Leuten
1989: Die Männer vom K3 – Augen zu und durch
1990: Der Tod zu Basel
1990: Ron und Tanja (6-teilige TV-Serie)
1991: Tatort: Tödliche Vergangenheit
1991: Tatort: Tini
1991: Tatort: Blutwurstwalzer
1992: Herzsprung
1993: Tatort: Berlin – beste Lage
1993: Tatort: Tod einer alten Frau
1993: Engel ohne Flügel
1994: Angst
1994: Tatort: Die Sache Baryschna
1994: Tatort: Geschlossene Akten
1995: Tatort: Endstation
1997: Comedian Harmonists
1997: Berlin – Moskau
1998: Ein fast perfektes Alibi (auch: Glatteis)
1999: Mein Freund Balou
1999: Tatort – Drei Affen
2002: Epsteins Nacht
2005: Josef und Maria
2007: Der Fährmeister
2013: Sein Kampf
2013: Wir
2016: Tatort – Taxi nach Leipzig
2017: Babylon Berlin (Fernsehserie, Folge 2x6)
2021: Meeresleuchten (Fernsehfilm)
Hörspiel
07.10.2022 um 11:12 Uhr von RedaktionPeter Feraru: Wir sind doch keine Räuberbande. Mit Günter Lamprecht, Angelica Domröse. Regie: Holger Rink. Produktion: SFB 1990.
Ken Follett: Die Säulen der Erde (Sir Hamleigh). Regie: Leonhard Koppelmann. Hörspiel in 9 Teilen, Westdeutscher Rundfunk Köln 1999.
nach William Shakespeare: Hamlets Rache. Kriminalhörspiel für Kinder. Bearbeitung: Jürgen Nola; Hamlet: Fritz Fenne, Claudius: Günter Lamprecht, Polonius: Peter Striebeck, Geist: Will Quadflieg, Sprecher: Hans Kemmer, Gertrud: Claudia Amm, u. a. Deutsche Grammophon Production / Universal Music 2003 ISBN 3-82911-297-1.
Jocelyne Saucier: Ein Leben mehr. Deutschlandfunk Kultur, 2017.
Literatur
07.10.2022 um 11:12 Uhr von RedaktionGünter Lamprecht: Und wehmütig bin ich immer noch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-462-03106-6.
Günter Lamprecht: Ein höllisches Ding, das Leben. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 3-462-03777-3.
Mertina Kern, Felix Grützner, Und wehmütig bin ich immer noch. Ein Gespräch mit dem Schauspieler Günter Lamprecht über Angst und Trauer. In: Leidfaden, 2. Jahrgang, 2013, Heft 2, S. 75–76.