Pelé

* 23.10.1940 in Tres Coracoes
† 29.12.2022 in Sao Paulo

Angelegt am 30.12.2022
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Über den Trauerfall (12)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Pelé , wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Pelé

30.12.2022 um 08:22 Uhr von Redaktion

Pelé (* 23. Oktober 1940 in Três Corações; † 29. Dezember 2022 in São Paulo; bürgerlich Edson Arantes do Nascimento in seiner Geburtsurkunde als Edison Arantes do Nascimento vermerkt) war ein brasilianischer Fußballspieler, der auch als Sportminister tätig war. Pelé gilt als einer der besten Fußballspieler der Geschichte.

 

Pelé gewann mit dem FC Santos in 17 Jahren insgesamt 26 nationale und internationale Titel, darunter zehnmal die Staatsmeisterschaft Campeonato Paulista (1958, 1960, 1961, 1962, 1964, 1965, 1967, 1968, 1969, 1973), viermal den Torneio Rio-São Paulo (1959, 1963, 1964, 1966), fünfmal die Taça Brasil (1961, 1962, 1963, 1964, 1965), jeweils zweimal die Copa Libertadores (1962, 1963) und den Weltpokal (1962, 1963) sowie jeweils einmal den Torneio Roberto Gomes Pedrosa (1968), die Supercopa de Campeones Intercontinentales (1968) und die Recopa Intercontinental (1968). Dabei wurde er in den verschiedenen Turnieren mehrfach Torschützenkönig. Nach seinem Wechsel 1975 zu New York Cosmos konnte er mit seinem neuen Verein auch einmal die US-Fußballmeisterschaft (1977) gewinnen.

 

Mit der brasilianischen Nationalmannschaft, für die er im Alter von 16 Jahren debütierte, gewann er dreimal die Fußball-Weltmeisterschaft (1958, 1962, 1970), so viele Male wie kein anderer Spieler. Mit 77 Treffern in 92 Länderspielen ist der ehemalige Stürmer gemeinsam mit Neymar Rekordtorschütze der brasilianischen Nationalmannschaft und auch Torschützenkönig der Copa América (1959).

 

Neben dem dreifachen Gewinn der Weltmeisterschaft werden oftmals seine insgesamt 1301 Tore in 1390 Spielen (775 Tore in 841 Pflichtspielen mit weiteren Toren in Freundschaftsspielen mit FC Santos, New York Cosmos und Brasilien; Quote: 0,94) als Argumente angegeben, Pelé zum besten Fußballspieler oder zumindest zu den besten Fußballspielern der Geschichte zu zählen. Pelé gewann die Wahl zu Südamerikas Fußballer des Jahres (1973) und Südamerikas Fußballer des 20. Jahrhunderts (1998). Am 4. Januar 2000 wurde er von der International Federation of Football History & Statistics (IFFHS) zum World Player of the Century (Bester Fußballspieler des Jahrhunderts) gewählt. Er erhielt zudem 1999 von der FIFA zur Anerkennung seiner Sonderstellung (geteilt mit Diego Armando Maradona) die Auszeichnung Weltfußballer des 20. Jahrhunderts.Im gleichen Jahr wurde Pelé auch durch das Internationale Olympische Komitee (ohne Teilnahme an Olympischen Spielen) zum Sportler des Jahrhunderts (Fußball) ernannt. Er erhielt nach seiner Karriere den Ehrenpreis des FIFA Ballon d’Or (2013) für sein Lebenswerk.

Jugend

30.12.2022 um 08:20 Uhr von Redaktion

Pelé wurde am 23. Oktober 1940 in Três Corações, einer Kleinstadt im Süden des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais, geboren und war das älteste Kind aus der Ehe von João Ramos do Nascimento („Dondinho“) mit Maria Celeste Arantes. In Anlehnung an den weltberühmten Erfinder Thomas Alva Edison gaben seine Eltern ihm den Vornamen Edson („Édson“ ohne „i“, häufig auch „Edson“ ohne Akzent geschrieben, war bereits vor seiner Geburt ein in Brasilien gebräuchlicher Vorname), der allerdings in der Geburtsurkunde fälschlich als Edison vermerkt ist. Im Laufe seines Lebens erklärte Pelé mehrfach, dass er auf die Verwendung des Namens Edson bestehe.

 

Pelés Vater Dondinho war ein talentierter Fußballer, der kurz davor stand, eine Profikarriere bei Atlético Mineiro zu beginnen. Nachdem er sich im ersten professionellen Spiel eine komplizierte Knieverletzung zugezogen hatte, die eine weitere Belastung auf diesem Niveau nicht mehr zuließ, war er fortan gezwungen, sich bei unterklassigen Vereinen anzubieten. 1944 wurde er vom Bauru Atlético Clube (BAC) unter Vertrag genommen und erhielt gleichzeitig eine Anstellung als Reinigungskraft im örtlichen Krankenhaus. Dondinho zog deshalb mit seiner Familie in die Stadt Bauru (Bundesstaat São Paulo). Die erhoffte Verbesserung der wirtschaftlichen Situation stellte sich durch den Ortswechsel jedoch nicht ein, auch in Bauru lebte die Familie weiterhin in ärmlichen Verhältnissen. Das Gehalt des Vaters reichte nicht aus, um die inzwischen fünf Familienmitglieder zu ernähren – der kleine Edson hatte mit Jair („Zoca“) und Maria Lúcia zwei Geschwister bekommen – auch die Mutter Dona Celeste verdiente als Wäscherin Geld dazu. Um selbst zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, verdiente sich Edson, den alle liebevoll „Dico“ nannten, als Schuhputzer am Bahnhof und in den wohlhabenden Stadtvierteln oder durch Botengänge für seine Mutter etwas dazu. In seiner Freizeit spielte Edson am liebsten Fußball und schon in jungen Jahren war ihm klar, dass er einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten und Profispieler werden wollte. Diese Leidenschaft ging so weit, dass er dem Unterricht an der Grundschule Ernesto Monte häufig fernblieb und stattdessen in der Straßenmannschaft Sete de Setembro Fußball spielte. Die Mannschaft war auch unter dem Namen „die Schuhlosen“ bekannt, denn kein Kind konnte sich ordentliche Schuhe leisten und man spielte daher barfuß. Die Bälle bestanden lediglich aus zusammengebundenen Socken oder einer Grapefruit.

 

Während dieser Zeit entstand sein Spitzname „Pelé“, dessen genaue Herkunft ungeklärt bleibt. In seiner Autobiografie behauptet er, als Kind für „Bilé“, den Torhüter von Vasco São Lourenço, geschwärmt zu haben. Durch seine ungenaue Aussprache entwickelte sich daraus „Pilé“, was letztendlich zu „Pelé“ wurde. Somit hat der Name des wohl berühmtesten Fußballers der Welt keine besondere Bedeutung und wurde von seinem Träger anfangs nicht einmal sonderlich gemocht.

 

Im Jahr 1952 gründete der BAC die Jugendmannschaft „Baquinho“ und engagierte den ehemaligen brasilianischen Nationalspieler Waldemar de Brito als Trainer. Dieser sichtete einige Talente der Stadt, zu denen auch Pelé gehörte, und holte sie in die Mannschaft. Dort erhielt der mittlerweile Elfjährige eine professionelle Förderung und spielte erstmals in Fußballschuhen auf einem ordentlichen Spielfeld. Unter der Anleitung de Britos zählte Baquinho zu den besten Jugendmannschaften des Bundesstaates São Paulo und gewann zweimal die regionale Jugendmeisterschaft. Auch Dondinho förderte das Talent seines Sohnes und gab ihm zusätzliches Einzeltraining.

Vereinskarriere

30.12.2022 um 08:19 Uhr von Redaktion

FC Santos (1956 bis 1974)

 

Pelé auf dem Titelbild des El Gráfico (1958)

 

Pelé im Trikot des FC Santos (1963)

 

Sondermarke der brasilianischen Post anlässlich des O Milésimo

Trainer De Brito erkannte das enorme fußballerische Potential Pelés und arrangierte im Frühjahr 1956 ein Probetraining beim FC Santos, dem amtierenden Staatsmeister São Paulos. Den Verantwortlichen stellte er seinen Schützling mit den Worten vor, dieser habe das Talent, einmal „der größte Fußballer der Welt zu werden“. Pelé überzeugte im Training den Cheftrainer Lula, der ihn daraufhin sofort verpflichten wollte. Der Verein bot dem 15-Jährigen einen Amateurvertrag an, der neben einem Monatsgehalt von 6000 Cruzeiros auch eine Unterkunft in der Hafenstadt Santos und die Garantie, fortan mit dem Profikader trainieren zu dürfen, beinhaltete. Pelé nahm das Angebot an, beendete die Schule ohne Abschluss und verließ das Armenviertel seiner Heimatstadt. Wenige Monate später, am 7. September 1956, bestritt er im Freundschaftsspiel gegen Corinthians Santo André seine erste Partie für die Senioren. Pelé wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt und erzielte bei dem 7:1-Sieg einen Treffer.

 

Zu Beginn des Jahres 1957 rückte Pelé dauerhaft in den Profikader des FC Santos auf und war nach wenigen Spielen Stammspieler im Sturm. Mit 16 Jahren wurde er in seiner ersten vollen Saison Torschützenkönig der Campeonato Paulista (36 Tore in 29 Spielen) und wurde von der Presse als Pérola Negra (Schwarze Perle) gefeiert. Im Juli 1957 wurde Pelé in den Kader der Nationalmannschaft berufen und gewann mit ihr bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden den Titel. Pelé kehrte als Weltstar in sein Heimatland zurück und wurde ehrfurchtsvoll O Rei (der König) genannt. Durch seine starken Auftritte während des WM-Turniers in Schweden wurde Pelé von finanzstarken europäischen Vereinen wie Real Madrid, Juventus Turin, Inter Mailand und AC Mailand umworben. Diese boten hohe Ablösesummen und Gehälter, doch die brasilianische Staatsführung, in jener Zeit auf dem Weg in eine Militärdiktatur, erklärte den Ausnahmefußballer zum „nationalen Gut“ und verbot einen Transfer nach Europa. Pelé unterschrieb daraufhin seinen ersten Profivertrag bei Santos, der ihm ein monatliches Grundgehalt von umgerechnet 3579 Euro garantierte, womit dieses höher war als das Gehalt des brasilianischen Staatspräsidenten.

 

Neben dem Erfolg mit der Nationalmannschaft stellten sich 1958 auch auf Vereinsebene die ersten Titel ein: Santos wurde Meister der Campeonato Paulista und Pelé mit 58 Treffern (bei 38 Spielen) erneut Torschützenkönig. Siege im Taça Brasil, dem Vorläufer einer nationalen Meisterschaft, sowie im prestigeträchtigen Torneio Rio-São Paulo folgten. Dies war der Beginn von „Super Santos“, das innerhalb weniger Jahre zur besten Vereinsmannschaft Südamerikas aufstieg.

 

Das Spiel der Mannschaft zeichnete sich durch geradliniges Kurzpassspiel, elegante Kombinationen sowie nie vorherzusehende technischen Finten und Finessen aus, viele Gegner wurden regelrecht deklassiert, Kantersiege waren keine Seltenheit. Teilweise überforderte Gegenspieler wussten sich häufig nur mit rüder, überharter Spielweise oder verbalen Angriffen zu wehren. Zu Beginn der 1960er Jahre gewann die Mannschaft rund 85 Prozent ihrer Spiele, was ihr den Namen „ballet blanco“ (weißes Ballett) einbrachte. Den Zenit dieser Mannschaft markierten die Jahre 1962 und 1963. 1962 war mit fünf Titeln das bisher erfolgreichste Jahr der Klubgeschichte: Nach Siegen über Peñarol Montevideo (2:1, 2:3, 3:0) gewann Santos erstmals die Copa Libertadores, das südamerikanische Gegenstück zum Europapokal der Landesmeister, und den Weltpokal gegen Benfica Lissabon (3:2, 5:2). Im Folgejahr gelang sowohl in der Copa Libertadores (3:2 und 2:1 gegen die Boca Juniors) als auch im Weltpokal (2:4, 4:2 und 1:0 gegen den AC Mailand) die viel umjubelte Titelverteidigung. Unbestrittener Star der Mannschaft war Pelé, und obwohl er mit regelmäßig 40 bis 50 Saisontoren die mit Abstand meisten Treffer erzielte, war Santos keineswegs eine „One-Man-Show“. Seine Mitspieler stellten den Kern der brasilianischen Nationalmannschaft, darunter Torwart Gilmar, die Abwehrspieler Mauro Ramos, Carlos Alberto und Calvet, Spielmacher Zito, Linksaußen Pepe sowie Pelés Sturmpartner Coutinho.

 

Während der 1960er Jahre war der FC Santos eine regelrechte „Fußballmaschine“, die zahlreiche finanziell lukrative Freundschaftsspiele in aller Welt absolvierte (22 Partien in sechs Wochen waren keine Seltenheit). In der Zeit vor der Informationsgesellschaft war dies die einzige Möglichkeit, dem weltweiten Publikum Superstar Pelé zu präsentieren und ihn spielen sehen zu können. Der Schwarze Pelé war aufgrund seiner Hautfarbe insbesondere für die Menschen in Afrika eine positive Symbolfigur und Hoffnungsträger, weshalb die Konfliktparteien des Biafra-Krieges die Kampfhandlungen 1967 unterbrachen, um dem FC Santos ein Freundschaftsspiel in Lagos zu ermöglichen. Nicht zuletzt standen auch kommerzielle Interessen der Vereinsführung hinter diesen Partien, die notwendig waren, um die hohen Spielergehälter zahlen zu können.

 

Am 19. November 1969 schoss Pelé in der Partie gegen CR Vasco da Gama (2:1) sein 1000. Tor, das als „O Milésimo“ gefeiert wurde. Als der Angreifer, schon damals ein Nationalheld, in der 34. Minute den Treffer per Foulelfmeter erzielte, stürmten jubelnde Fans, Fotografen und Journalisten den Rasen des Estádio do Maracanã, weshalb das Spiel für 20 Minuten unterbrochen werden musste. In weiten Teilen Brasiliens läuteten Kirchenglocken[ und auch die Militärjunta wusste das Ereignis medienwirksam für sich zu nutzen, indem Präsident Emílio Médici Pelé öffentlich gratulierte und ihm einen goldenen Ball überreichte. Die brasilianische Post gab eigens aus diesem Anlass eine Briefmarke heraus.

 

Anfang der 1970er Jahre neigte sich die erfolgreiche Ära des FC Santos ihrem Ende entgegen. Man war nicht mehr die dominierende Mannschaft des Landes und hatte den spielerischen Glanz vergangener Jahre verloren, auch bei Pelé wurden Anzeichen von körperlichem Verschleiß erkennbar. Alljährlich 80 bis 90 Partien, nicht selten verbunden mit anstrengenden Auslandsreisen, dazu unzählige Fouls gegen ihn waren an ihm nicht spurlos vorübergegangen und hatten ihren Tribut gefordert. Auf dem Spielfeld wirkte Pelé häufig nicht austrainiert, müde und abwesend. Nach 17 Jahren im Trikot des FC Santos verkündete Pelé 1974 seinen Rücktritt vom aktiven Profisport. Sein letztes Spiel bestritt er am 2. Oktober 1974 gegen AA Ponte Preta (2:0).

 

New York Cosmos (1975 bis 1977)

 

Titelbild der El Gráfico zu Pelés Abschied 1977

Aufgrund anhaltender finanzieller Probleme sah sich Pelé gezwungen, seine bereits beendete Karriere wiederaufzunehmen. Unseriöse Geschäftspartner hatten nahezu sein gesamtes Vermögen in einem riskanten Immobiliengeschäft veruntreut und die Gläubiger forderten rund zwei Millionen US-Dollar von ihm. Pelé kündigte seinen Rücktritt auf und unterschrieb 1975 einen Vertrag bei New York Cosmos aus der nordamerikanischen Profiliga NASL, der ihm rund sechs Millionen Dollar einbrachte. Ziel der Ligaverantwortlichen war es, dem Fußball in den USA mehr Popularität zu verschaffen, und da bot es sich an, den „König des Fußballs“ zu verpflichten. Pelé brachte einen nie geahnten Glanz in den bisher tristen US-Fußball, und weitere Altstars wie George Best, Giorgio Chinaglia, Johan Cruyff oder Franz Beckenbauer wechselten ebenfalls in die Vereinigten Staaten und sorgten für einen kurzlebigen „Fußball-Boom“.

 

Im Juni 1975 stieg Pelé in den Spielbetrieb ein, und sein erster Auftritt in der Partie gegen Dallas Tornado (15. Juni 1975) wurde live durch den Fernsehsender CBS übertragen. Weitere Spitzenspieler wie Franz Beckenbauer und Carlos Alberto wechselten ebenfalls zu Cosmos, das 1977 durch einen 2:1-Sieg über die Seattle Sounders die US-Meisterschaft für sich entscheiden konnte. Am 1. Oktober 1977 beendete Pelé endgültig seine Karriere, und zu diesem Anlass veranstaltete man ein Abschiedsspiel zwischen Cosmos und dem FC Santos (2:1). Das US-Fernsehen übertrug das Sportereignis live und bettete das Spiel in einen glamourösen Show-Akt ein, bei dem neben Pelés Vater Dondinho und Bruder Zoca weitere Sportgrößen wie Muhammad Ali oder Bobby Moore eingeladen waren. Während Pelé in der ersten Halbzeit für New York Cosmos auflief, beendete er die zweite Hälfte im Trikot des FC Santos.

Nationalmannschaft

30.12.2022 um 08:18 Uhr von Redaktion

Nur sieben Monate nach seinem Pflichtspieldebüt für den FC Santos wurde der 16-jährige Pelé in den Kader der brasilianischen Nationalmannschaft berufen und absolvierte am 7. Juli 1957 gegen Argentinien (1:2) sein erstes Länderspiel. Dabei gelang ihm das einzige Tor für seine Mannschaft und er ist dadurch der bis heute jüngste Torschütze der Selecao.

 

WM 1958 in Schweden

 

Pelé nach dem Gewinn des WM-Titels 1958

 

Brasilien 1958: Vicente Feola (Trainer), Djalma Santos, Zito, Bellini, Nilton Santos, Orlando, Gilmar – Garrincha, Didi, Pelé, Vava, Zagallo.

Pelé gehörte zum brasilianischen WM-Kader 1958 und war mit 17 Jahren der jüngste Spieler der Endrunde in Schweden. Verletzungsbedingt wurde er in den ersten beiden Vorrundenspielen (3:0 gegen Österreich, 0:0 gegen England) nicht berücksichtigt, doch als die Mannschaft nach dem mäßigen Start von Nationaltrainer Vicente Feola Veränderungen forderte, stellte dieser mit Garrincha, Zito und eben Pelé drei neue Offensivspieler für die dritte Partie gegen die Sowjetunion auf. Mit ihrer revolutionären 4-2-4-Formation um die Offensivreihe Garrincha, Vavá, Pelé und Mário Zagallo begeisterten die spielfreudigen Brasilianer die Zuschauer und ließen der Sowjetunion beim 2:0-Sieg keine Chance. Nach dieser überzeugenden Leistung trafen sie im Viertelfinale auf Wales und rannten zunächst vergeblich gegen das walisische Abwehrbollwerk an. Schließlich war es Pelé, der Brasilien mit seinem entscheidenden Tor zum 1:0 ins Halbfinale vorstoßen ließ. Das Spiel gegen die starken Franzosen wurde sogar als vorweggenommenes Endspiel bezeichnet. Der überragende Pelé beförderte die Seleção mit einem Hattrick binnen 22 Minuten (53., 64., 75.) fast im Alleingang ins Finale (Endstand 5:2) und die Fußballwelt staunte über den leichtfüßigen schwarzen Jungen aus dem brasilianischen Hinterland, der die gestandenen europäischen Verteidiger scheinbar spielend leicht umdribbelte. Pelés Ballgefühl war unerreicht, seine spielerische Leichtigkeit und Frechheit beinahe „dreist“. Als eindeutiger Favorit ging Brasilien ins Endspiel gegen Gastgeber Schweden, die gegen den südamerikanischen Fußball vom anderen Stern absolut chancenlos waren und deutlich mit 5:2 unterlagen. Wiederum war Pelé der alles überragende Spieler. Von niemandem auszuschalten, krönte er seine Leistung mit zwei sehenswerten Toren. Brasilien war erstmals Fußballweltmeister und hatte sich vom „Fluch des Maracanaço“ befreit. Die ergreifenden Bilder des weinenden Pelé, der sich an Gilmars Schulter anlehnte, gingen um die Welt. Innerhalb weniger Tage war er zu einem Weltstar aufgestiegen und das Gesicht „des Königs“ (O Rei) prangte auf zahllosen Titelbildern.

 

Mit sechs Treffern in vier Spielen war Pelé zweitbester Torschütze des Turniers und wurde nachträglich zum besten jungen Spieler der WM gewählt. Daneben hatte er zahlreiche Rekorde aufgestellt: jüngster Spieler, jüngster Torschütze und jüngster Endspielteilnehmer einer WM, sowie jüngster Weltmeister.

 

WM 1962 in Chile

 

Pelé 1963

Mit einem Großteil der Weltmeisterelf von 1958 reisten die Brasilianer für die WM 1962 nach Chile, lediglich der erkrankte Nationaltrainer Feola wurde durch Aymoré Moreira vertreten. Mit Spannung erwartete die Fußballwelt den Auftritt des Titelverteidigers und insbesondere Pelés, der beim 2:0 über Mexiko mit einem Tor sowie einer Vorlage die Erwartungen erfüllen konnte. Doch schon im zweiten Gruppenspiel gegen die CSSR (0:0) war das WM-Turnier für ihn beendet: Bei einem Schussversuch zog sich Pelé eine Oberschenkelverletzung zu und musste für den Rest der Partie auf dem Flügel „geparkt“ werden, da zu dieser Zeit Spielerwechsel noch nicht erlaubt waren. Den weiteren Turnierverlauf verfolgte er als Zuschauer auf der Tribüne. Zwar kamen immer wieder Gerüchte auf, Pelé werde wieder gesund und könne zumindest im Endspiel auflaufen, doch die Welt hoffte vergeblich auf die Fähigkeiten des Masseurs und „Wunderheilers“ Mário Américo. Brasilien konnte den Verlust seines Superstars kompensieren und verteidigte den Titel souverän mit 3:1 im Finale gegen die CSSR.

 

WM 1966 in England

Im Vorfeld der Weltmeisterschaft in England wurden die Brasilianer als großer Favorit gehandelt und strebten selbstbewusst die erneute Titelverteidigung an. Allerdings verlief die Vorbereitung auf die Endrunde eher problematisch: Trainer Feola gelang es nicht, eine funktionierende Stammformation zu finden, da sich geltungsbedürftige Verbandsfunktionäre immer wieder einmischten. Brasilien startete zwar mit einem 2:0 über Bulgarien (ein Freistoßtor von Pelé) ordentlich ins Turnier, doch Pelé wurde von den Gegenspielern extrem hart angegangen und beschwerte sich vergeblich bei der FIFA über dieses Vorgehen. Daher wurde er im folgenden Spiel geschont, doch das überhebliche Auftreten der Mannschaft führte zur sensationellen Niederlage gegen Ungarn (1:3). Zum Eklat kam es in der entscheidenden dritten Partie, als Pelé von den portugiesischen Verteidigern wie Freiwild regelrecht gejagt und zusammengetreten wurde. Verletzungsbedingt musste er das Spiel auf der Außenbahn beenden und konnte die 1:3-Niederlage nicht verhindern, die zum sensationellen Ausscheiden Brasiliens nach der Vorrunde führte. Pelé reagierte verärgert über die Tatenlosigkeit der FIFA und erklärte, nicht mehr an einer Weltmeisterschaft teilnehmen zu wollen.

 

WM 1970 in Mexiko

 

Brasilien 1970, Zweiter unten rechts ist Pelé

Unter dem neuen Nationaltrainer João Saldanha fand Pelé zunächst keine Berücksichtigung mehr für die Seleção und bestritt fast zwei Jahre lang kein Länderspiel. Saldanha demontierte den Nationalhelden sogar öffentlich, indem er behauptete, Pelé sei alt und übergewichtig geworden und leide zudem unter einer Sehschwäche. Erst unter massivem Druck der brasilianischen Regierung im Vorfeld der WM 1970 kehrte er in die Nationalmannschaft zurück. Der eigensinnige Saldanha war mit dieser Einmischung der Politik in seine Arbeit nicht einverstanden und trat von seinem Amt zurück. Nachfolger wurde Pelés ehemaliger Mitspieler Mário Zagallo, der ihn gleich wieder zum Stammspieler machte. Hochmotiviert ging Pelé in die Turniervorbereitung und nach harter, gewissenhafter Trainingsarbeit reiste er in Topform nach Mexiko.

 

Dort wurde Brasilien vor Titelverteidiger England Sieger der Gruppe C (drei Pelé-Treffer) und wurde als absoluter Turnierfavorit bezeichnet. Zagallo war es gelungen, die hochbegabten Individualisten zu einer homogenen und funktionierenden Einheit zu formen. Die mit Ausnahmekönnern wie Pelé, Jairzinho, Tostão, Gérson und Roberto Rivelino besetzte Offensivreihe war von den Gegnern nicht zu kontrollieren. Durch ständige Positionswechsel waren sie kaum auszurechnen, und angetrieben von Pelé, der wie zu besten Zeiten spielte und die Mannschaft auf dem Feld führte, zeichneten sie sich durch unbedingten Siegeswillen aus. Innerhalb der Mannschaft herrschte eine gute Atmosphäre, und die Elf von 1970 wird noch heute als „beste brasilianische Nationalmannschaft überhaupt“ bezeichnet. In der K.O.-Phase setzten sie sich ungefährdet gegen Peru (4:2) und Uruguay (3:1) durch und trafen im Finale auf Italien. Die überforderte „Squadra Azzurra“ wurde von den wie entfesselt aufspielenden Brasilianern mit 4:1 regelrecht überrollt, wobei Pelé mit einem sehenswerten Kopfballtor das wichtige 1:0 gelungen war. Nach dem Schlusspfiff nahm er ausgelassen den Coupe Jules Rimet entgegen.

 

Am 18. Juli 1971 streifte sich Pelé gegen Jugoslawien (2:2) letztmals das gelbe Nationaltrikot über und wurde von 180.000 Zuschauern im Maracanã-Stadion enthusiastisch verabschiedet. Mit 77 von der FIFA anerkannten Treffern bei insgesamt 92 Spielen ist er bis heute Rekordtorschütze Brasiliens. Am 9. Dezember 2022 wurde dieser Rekord von Neymar im 124. Spiel eingestellt. Der brasilianische Fußballverband behauptet jedoch, Pelé habe 95 Tore in 113 Spielen geschossen und sei weiterhin alleiniger Torschützenkönig.

Spielweise

30.12.2022 um 08:17 Uhr von Redaktion

Pelé galt als ein kompletter Stürmer und Alleskönner. Er verfügte über eine hervorragende Technik, Schnelligkeit und Athletik, nutze beide Füße gleichermaßen ohne Qualitätseinbußen und war sprung- und kopfballstark. Neben seiner Intuition, zu erkennen, wie und in welche Richtung sich Gegenspieler bewegen würden, um sich so von ihnen freilaufen und Torchancen kreieren zu können, wird Pelés Ausnahmestellung unter anderem damit begründet, dass er neben vielen und wichtigen Toren, die er schoss, auch variabel auf verschiedenen Positionen einsetzbar war. Er erkannte, wenn Lücken in der eigenen Defensive entstanden waren, und stopfte diese, hielt, wenn nötig, den Ballbesitz und das Spiel der eigenen Mannschaft aufrecht, konnte als Ballverteiler Angriffe aus dem Mittelfeld einleiten und behauptete Bälle auch unter Druck im gegnerischen Strafraum.

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